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#5: Duesenberg Starplayer III


mauerblume mit biss

Dass in den ersten sechs Instrumenten meiner persönlichen Number-One-Reihe gleich drei Duesenberg Gitarren auftauchen, ist kein Zufall. Die Gitarren dieser Marke sind treue Gefährtinnen, sie sind extrem vielseitig und super zuverlässig, sehen immer gut aus und sind einfach nicht zu ersetzen.

Bestes Beispiel dafür ist die Starplayer III, meine neueste Errungenschaft in Sachen Duesenberg. Vielleicht ist die Starplayer III das am wenigsten bekannte Modell des Duesenberg-Katalogs, denn es steht immer im mächtigen Schatten der großen Schwester, der Starplayer TV. Und stellt man beide Gitarren nebeneinander, versteht man auch, warum. Die Starplayer TV kommt mit breiter und geschwellter Brust und Rücken - nicht, weil sie etwa Rückenschmerzen hätte, sondern aufgrund ihrer Archtop-Anleihen mit deutlich gewölbten Decke und Rücken. Die Starplayer III hingeben ist flach - sowohl vorne als auch hinten. 

 

Optik ist Geschmackssache, und die meisten Gitarrist:innen stehen eben auf solch ein Archtop-Design, vermittelt es doch einen klassischen Retro-Stil, vor allem, wenn wie in dem Fall der TV die Duesenberg-typischen Art-Deco-Elemente mit ins Spiel kommen.

der kleine unterschied

Doch lassen wir mal die Optik beiseite. Denn - ehrlich gesagt - ist der optische Unterschied nicht so groß, wie ihn manche machen. Die Unterschiede im Handling, im Sound und in der Spielbarkeit sind hingegen viel gewichtiger, wenn man die Chance hat, beide Modelle nebeneinander zu spielen. Zum einen ist der Resonanzraum im Inneren beider Gitarren unterschiedlich - die TV hat aufgrund ihrer Wölbungen mehr umbaute Luft zu bieten als die III, was sich natürlich im Klang der Instrumente bemerkbar macht. Während die TV krispere Höhen und federnde Bass-Anteile auszeichnet, hat die III mehr Mitten im Klang und wirkt mehr wie ein in sich geschlossenes System.

Aufgrund ihrer flachen Decke und Rücken ist die Starplayer III handlicher, liegt enger am Mann resp. der Frau und erlaubt einen innigeren Körperkontakt. Zu diesem Eindruck trägt auch der leicht flachere Halswinkel bei, der die Spielbarkeit eine Spur leichter macht. Remember: Duesenberg-Gitarren haben eine Mensur von 648 mm, und da entsteht viel Saitenspannung, wenn der Hals in einem steilen Winkel zum Korpus steht.

pickup-situation

Für mich persönlich ist die Begegnung mit der Starplayer III auch deshalb interessant, weil ich bis jetzt noch nicht das Bedürfnis hatte, hier andere Pickup-Konstellationen auszuprobieren. Wie die Starplayer TV kommt auch die Starplayer III ab Werk mit dem Domino P90 am Hals und dem Grand Vintage Humbucker am Steg. Aufgrund ihrer etwas sensibleren Art hat mir persönlich die werksseitige Bestückung der Starplayer TV nie so richtig gepasst. Für mein Empfinden sind die beiden Pickups einfach zu unterschiedlich; deshalb habe ich mich für die Starplayer TV für eine einheitliche Bestückung entschieden, entweder mit zwei Grand Vintage Humbucker oder eben mit zwei Domino P90.

Die Starplayer III hingegen wirkt auch mit diesen so unterschiedlichen Pickups wie aus einem Guss, stellt die Vorzüge dieser beiden Aggregate optimal dar und lässt sie auch prima miteinander erklingen - gerade hier wirkt der für Duesenberg-Gitarren obligatorische, ausgedünnte Sound der Mittel-Position absolut bereichernd und perlt und strahlt, dass es wahre, fenderige Freude ist. Ich habe zweimal versucht, diese fendrige Gefühl noch zu verstärken - einmal mit Göldo Goldfoils, das andere Mal mit Hippie Dippie Pickups von Crude Luthier aus USA (siehe weiter unten) -, aber es führt kein Weg daran vorbei, dass die Serien-Pickups die besten für dieses Modell sind.

Die anderen Eigenschaften der Starplayer III ist hoher Duesenberg-Standard - Diamond Deluxe Vibratosystem, hochwertigste Potis und Schalter, ein 1000%iges Setup, so wie man es von den Hannoveranern kennt. Das neue Duesenberg Gigbag, in dem die Starplayer III kam, reiht sich nahtlos in die gebotene Qualität dieser Gitarre ein.

GÖldo Goldfoils

Mit Göldo Goldfoil Pickups
Mit Göldo Goldfoil Pickups

Seit 2023 gibt es die Göldo Gold- und Silver-Foils - richtig gute Pickups, die technisch den Pickups in alten Wandré-, Davoli- und anderen Gitarren der 1960er nachempfunden sind.

Sehr offen, perkussiv und transparent klingend, sind sie nach meinen Versuchen in der Starplayer III aber für meinen Geschmack besser in Hollowbody-Gitarren aufgehoben, die noch mehr "umbaute Luft" zu bieten haben als diese Duesenberg.

Hippie Dippie Pickups

Mit Crude Luthier Hippie Dippie Pickups
Mit Crude Luthier Hippie Dippie Pickups

Wie das immer so ist, ist vieles Schall und Rauch. Was man gestern schreibt, gilt heute nicht mehr. So auch hier :-).

Denn kaum habe ich verkündet, dass die Original-PU-Bestückung dieser Gitarre quasi unantastbar ist, habe ich andere Pickups ausprobiert.

 

Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, was mich klanglich erwartet, als ich die Hippie Dippie Pickups von Crude Luthier aus Fairfax, Kalifornien, bestellte - aber mich reizte die Möglichkeit, durch ein anderes, ungewöhnliches Pickup-Design bei dieser spektaktulären Gitarre neue Akzente setzen zu können. Und ich finde, dass diese Pickups der Starplayer III wirklich sehr gut stehen.

Konstruktionell ähneln sie alten Goldfoil-Konzepten - wenig Wicklungen um zwei hochkant stehende Alnico5-Magnete und eine stark magnetische Grundplatte. Rund 9000 Wicklungen mit 43AWG-Draht komplettieren diese speziellen Singlecoils - und sie erzeugen einen offenen, klaren und auch lauten Sound. Da dies auch klanglich bestens zum Duesenberg-Konzept passt, bleiben sie erstmal drin.

Grundsätzlich werde ich aber auf längere Sicht die originalen Pickups wieder in die Starplayer III rückbauen, wenn ich eine schöne, neue Behausung (sprich: eine passende 2-Humbucker-Gitarre) für diese tollen Hippie-Dippie-Pickups gefunden habe.

Fazit

Es ist ein bisschen wie im Märchen... Hier wird "Aschenputtel" gegeben, also die Geschichte der Magd, die nicht zu dem Ball gehen darf, bei dem ihre hübsche Schwester dem Prinzen angediehen werden soll. Denn Aschenputtel ist zu unscheinbar und überhaupt zu unwichtig. Eben nur die Küchenmagd. Irgendwie schafft sie es trotzdem, zum Ball zu gelangen, landet beim Tanz in den Armen des Prinzen, der sie - als sie schon längst wieder nach Hause geflüchtet war - verzeifelt sucht, letztendlich findet und zu sich ins heimische Schloss führt.

So in etwa geschah es auch mit dieser Starplayer III in der seltenen Farbe Champagne Sparkle - doch ein würdiges Ball-Kleid, oder etwa nicht? Hier, im Schloss des Prinzen, nimmt sie mittlerweile völlig souverän eine der führenden Positionen ein und die ab und zu aufkommenden Gedanken des Prinzen an die ihm eigentlich zugedachte prächtige Schwester namens TV sind längst erloschen. Denn die wahren Qualitäten der Starplayer III sind ihm viel wichtiger als der so gute Ruf der TV. Und so kommt es, dass sie, wenn sie nicht gestorben sind, auch heute noch zusammen leben... 


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