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Für eine Handvoll Dollar - das Twangtone® Morricone


die geschichte es twangtone® morricone fuzz

Es war das Jahr 2016 - und ich suchte nach einem Sound, der nirgends zu finden war: ein ekliger, dreckiger Fuzz, der ähnlich dem alten Mosrite Fuzz war. Meist sägte sich dieses Fuzz durch Italo-Western-Musik, und genau dahin wollte ich ja klanglich auch hin. Schon damals arbeitete ich selbst an Songs in dieser Stilistik, und mittlerweile sind wir dabei, diese Sounds aufzunehmen, sodass im Herbst mein Instrumental-Album ‚1990‘ erscheinen wird – mit vielen dieser Sounds.

Der Prototyp im Nano-Format - hier mit Stomptrap
Der Prototyp im Nano-Format - hier mit Stomptrap

Doch spulen wir zurück …ich war also auf der Suche nach diesem speziellen Fuzz-Sound und kam auf irgendeine Weise, Facebook-Gruppe Pedalboard sei dank, mit Lars Eilert von bremerklang in Gespräch. Lars hatte sich längst einen Namen in der DIY-Pedalszene gemacht, mit hervorragenden Pedalen in innovativem Look. Und als er mir erzählte, dass er Lust auf dieses Projekt hätte, haben wir beschlossen, ein cooles Fuzz auf Basis des alten Mosrite-Pedals ins Leben zu rufen.

Die Idee bekam Hand und Fuß, als Lars mir den Prototypen, da noch im Nano-Format, zuschickte, den ich antestete und für richtig gut befand. Nicht nur, dass er diesen alten Mosrite-Sound herüberbrachte, sondern Lars hatte den Sound durch ein paar Kniffe und Regler variabler und anpassungsfähiger gestaltet. Und das war wirklich sinnvoll, denn das Mosrite ist schon sehr speziell – hoher Säge-Faktor, wenig Bässe etc …

Das Twangtone® Morricone, so sollte das Pedal heißen, hatte all den Charakter des Mosrite Fuzz, aber in einem deutlich anpassungsfähigeren Kontext.

Von wegen kleine auflage

Das Morricone sollte nur in einer kleinen Auflage erscheinen, denn Lars wollte keine Serien bauen. Also baute er gerade mal fünf Morricone, in einem normal großen Gehäuse kamen und mit der für bremerklang-Pedale typischen geätzten Vorderseite. Eins der fünf Pedale schickte ich gleich zu Gitarre & Bass zum Test, und im Sommer 2017 erschien die Review. Und dann begann der Ärger …

Das Serienmodell des Morricone. Foto: Dieter Storck (Gitarre & Bass)
Das Serienmodell des Morricone. Foto: Dieter Storck (Gitarre & Bass)
Foto: Dieter Storck (Gitarre & Bass)
Foto: Dieter Storck (Gitarre & Bass)

Das Pedal hatte in allen Belangen den Tester überzeugt, doch nun hatten wir ein Problem – ich hatte keine Pedale mehr. Denn bereits vor Erscheinen des Tests war die Auflage von fünf Stück verkauft, und ich konnte etliche Bestellungen und Anfragen, die nach dem Artikel eingingen, nicht zufriedenstellen. Es gab richtig Ärger mit einigen Interessenten und auch mit Gitarre & Bass, weil beide Parteien nicht verstehen konnten, wieso man ein Pedal zum Test schickt, das hinterher aber nicht erworben werden kann. Womit sie ja grundsätzlich auch recht hatten – aber zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, dass ich nie im Leben damit gerechnet hatte, dass mir die ersten fünf Pedale so schnell aus der Hand gerissen wurden. Zumal das Pedal immerhin € 189 kostete, was 2017 für ein Fuzz auch nicht gerade alltäglich war.

und der rest ist geschichte

Ich konnte Lars dann letztendlich doch überreden, eine weitere Kleinauflage von 10 Stück für mich zu bauen. Doch dann sollte Schluss sein, stellte er deutlich klar. Und noch ein Zugeständnis rang er mir ab: Die geätzte Vorderseite sollte durch Plexiglas ersetzt werden. Denn Ätzen im größeren Stil sei nicht gerade gesund. Mir war das alles recht, denn letztendlich sollte das Pedal ja in erster Linie klingen, und erst in zweiter Linie gut aussehen. Also war ich natürlich einverstanden und Lars machte sich ans Werk.

So weit, so gut – oder auch nicht so gut. Denn die aus der Not von mir angelegte Warteliste hatte bereits einen Stand von mehr als 30 Namen erreicht. Das bedeutete, dass die neue Auflage ebenfalls ruckzuck ausgeliefert war und rund 20 Interessenten auf immer in die Röhre schauen mussten.

Denn das Twangtone® Morricone ward nicht mehr gebaut und ging nun final in die Ewigen Jagdgründe der Effektpedale ein, wo es immerhin auf einige alte Bekannte aus den Twangtone®- und Bleeding-Cowboys®-Lagern getroffen ist. Stichworte: Fuzzel, Anonymous Amp etc.

Die drei Generationen des Twangtone® Morricone auf einen Blick - in der Mitte der Prototyp im Nano-Format, links die erste reguläre Version, rechts die zweite mit Plexiglasplatte.
Die drei Generationen des Twangtone® Morricone auf einen Blick - in der Mitte der Prototyp im Nano-Format, links die erste reguläre Version, rechts die zweite mit Plexiglasplatte.
Testbericht in Gitarre & Bass 09/2017
Testbericht in Gitarre & Bass 09/2017

An diese schöne Geschichte erinnerte ich mich heute, als ich meinen Schrank aufräumte und mir dabei der Prototyp des Morricone in die Hände fiel. Ein großartiges Fuzz, mit dem man kämpfen muss, mit dem man offensiv spielen muss, und das den Spieler/die Spielerin in jeder Sekunde herausfordert. Wie schrieb Gitarre & Bass im Fazit: „Der brutzelige und irgendwie etwas ungesund wirkende Grundcharakter dieses eigenwilligen Gitarren-Sounds wurde hier ebenso gut eingefangen und umgesetzt wie die ebenfalls möglichen wunderbar dreckigen Distortion- und Fuzz-Sounds….“

Die Referenz an die Inspirationsquelle: Mosrite Fuzzrite
Die Referenz an die Inspirationsquelle: Mosrite Fuzzrite
Absolut berechtigt, das 'Minus': Kleine Auflage
Absolut berechtigt, das 'Minus': Kleine Auflage

Manchmal taucht eins dieser Pedale in Kleinanzeigen-Portalen auf. Das nächste Mal, wenn ich eins entdecke und es für eine Handvoll Dollar zu haben ist, werde ich vermutlich selbst zuschlagen, um auch ein Morricone im üblichen Pedal-Format zu haben. Denn kein Pedal (das ich kenne) sägt so schön wie ein Twangtone® Morricone.


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